Boxing Jesus

Ob mit dem Slogan «Jesus lebt» ein guter Film beworben werden kann? Ist da nicht vielmehr Arges oder zumindest evangelikal argloses Kino zu befürchten? Der zweite Teil des Slogans stellt sich derartigen Gedanken ironisch in den Weg, denn er lautet komplett «Jesus lebt – ab Auffahrt im Kino». Dieser Jesus lebt also nur im Kino, aufgefahren an der Leinwand. Und doch ist «Boxing Jesus», im italienischen Original «Il pugno di Gesù», ein Jesusfilm, wenn auch eine reichlich eigenwilliger. Er handelt von dem Drittklasse-Boxer Antonio, der sich selbst «Faust Jesu» nennt und in einer psychiatrischen Klinik landet. Dort werden einige Patienten, allen voran ein gewisser Johannes Baptista, zu seinen Anhängern, so sehr er sich auch dagegen wehrt. Als schliesslich Antonio/Jesus sein Schicksal auf sich nehmen möchte, hat er die Rechnung ohne Judas gemacht.

Die Idee, einen Jesus heutzutage eher früher als später unter Geisteskranken anzusiedeln, ist nicht besonders originell. Doch bietet das Setting dieser «Irrenanstalt» in einer toskanischen Villa die ideale Szenerie für ein verquertes Passionsspiel und so manche reizvolle Idee. Bald einmal liegen theologischer Tiefsinn und ironischer Unsinn nah beieinander, zum Nachdenken anregend und leichtfüssig zugleich. Oder wie Regisseur Stefan Jäger sein Werk bezeichnet: «italienisches Feel-Good-Movie mit helvetischen Einschlägen».

Christine Stark, Filmbeauftragte Reformierte Medien
christine.stark@ref.ch

«Boxing Jesus» («Il pugno di Gesù»), Schweiz 2007, Regie: Stefan Jäger, Darsteller: Claudio Caiolo, Bibiana Beglau, Stefan Gubser, Carlo Monni, Michael Finger; Verleih: Stamm Film AG, Internet: http://www.stammfilm.ch, Filmwebsite: http://www.boxing-jesus.ch

Kinostart: 1. Mai 2008